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GP I, Bestandsaufnahme Streuobstwiesen

Am 24.01.2013 fand im Rieser Hof in Rudelstetten die erste Fortbildungsveranstaltung für die Gartenpfleger des Kreisverbandes für Gartenbau und Landespflege Nördlingen statt.

Ca. 70 Gartenpfleger(innen) hatten sich eingefunden, um mehr über die Bestandsaufnahme der Streuobstwiesen zu erfahren, die in den kommenden Monaten und Jahren vom Kreisverband durchgeführt wird.

 

Rückgang der Streuobstwiese 

Kreisfachberater Paul Buß führte die Anwesenden in das Thema "Streuobstwiese" ein und verdeutlichte die Notwendigkeit des Schutzes und des Erhalts dieser wertvollen Landschaftsbestandteile für Mensch und Natur.

Über die letzten Jahrzehnte konnte ein massiver Rückgang dieser wertvollen Biotope beobachtet werden - während in den 50er Jahren noch Bestände von ca. 1,5 Mio. ha Streuobst vorhanden waren (ca. Fläche von Schleswig Holstein), so gingen diese bis heute um bis zu 70 Prozent zurück.

 

Parallel zum quantitativen Rückgang, verschwanden auch immer mehr alte Obstsorten. Eine große Sortenvielfalt ist aber aufgrund der genetischen Vielfalt von unschätzbarem Wert. Vor allem hinsichtlich der Klimaerwärmung, Krankheiten und Schädlingen, aber auch veränderten Verbrauchergewohnheiten, ist es von Vorteil, auf einen reichen Sortenfundus zurückgreifen zu können. So konnte zum Beispiel auf den "Feuerbrand", eine durch ein Bakterium ausgelöste Krankheit bei Apfel- und Birnbäumen, mit der Selektion von Sorten reagiert werden, die "feuerbrandtoleranter" und somit nicht so anfällig sind.

 

Wohlfahrtswirkung und "Polyphenole"

Ein anderer, wichtiger Punkt hinsichtlich alter Sorten ist die Wohlfahrtswirkung. Hier sind vor allem die sekundären Pflanzenstoffe zu nennen, die Polyphenole. Diese bioaktiven Substanzen (z.B. Farbstoffe, Gerbstoffe und Geschmackstoffe) senken das Risiko auf Alzheimer, wirken krebsvorbeugend und schützen vor freien Radikalen durch ihre antioxidative Wirkung.

Durch wissenschaftliche Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass alte Mostsorten einen bis zu 10-mal höheren Polyphenolgehalt haben als neue Tafelsorten. Das sind vor allem Äpfel wie "Boskoop" und "Brettacher", die im Vergleich zu neuen Sorten wie "Fuji" oder "Braeburn" um einen vielfach höheren Anteil an sekundären Pflanzenstoffen haben.

 

Um den großen Bedarf an Apfelsaft zu decken, werden fast 80 Prozent des in Deutschland verwendeten Apfelsaftkonzentrats aus China importiert. Die meist verbreitete Sorte im asiatischen Raum ist der "Fuji", der ernährungsphysiologisch hinsichtlich des Polyhenolgehalts nicht mit alten, heimischen Mostsorten mithalten kann.

 

Wertschätzung für heimisches Obst

Helmut Guckert, 1. Vorsitzender des Kreisverbandes für Gartenbau und Landespflege, ging im Anschluss auf den Sinn und Zweck der Bestandsaufnahme näher ein. 

Um zu verhindern, dass Äpfel um die halbe Welt transportiert werden, muss eine Nutzung der z.T. brachliegenden Ressourcen erfolgen. Um sich hier einen Überblick zu verschaffen und die Wertschätzung für heimisches Obst zu stärken, wird es in den nächsten Jahren eine Bestandsaufnahme der Streuobstwiesen geben. Es wird in einem ersten Schritt ein IST-Zustand ermittelt, der vor allem für eine genaue Zielsetzung wichtig ist. Darüber hinaus soll es einige  projektbegleitende Aktionen geben, die über das Vorhaben, aber auch über den Wert der Streuobstwiese, aufklären sollen.

 

In den nächsten Fortbildungen für die Gartenpfleger werden die kulturelle Bedeutung der Streuobstwiese, neue Schnittmethoden und integrierter Pflanzenschutz bei Obstbäumen im Fokus stehen.

 

 

  

Quellen und weiterführende Links:

 

Polyphenole aus Apfelsaft: Studien zur Verfügbarkeit im Humanstoffwechsel, Dissertation Kathrin Kale, Uni Würzburg 

 

Aus dem Reich der Mitte - China ist weltweit der größte Produzent von Apfelsaftkonzentrat, Getränkeindustrie 1 / 2006

 

Hoher Polyhenolgehalt in Apfelsäften aus Baden-Württemberg: Was sich chemisch anhört, ist tatsächlich gesund - Gesamtbericht, Untersuchungsämter für Lebensmittelüberwachung und Tiergesundheit Baden-Württemberg

 

 Apfelsaft - Drei sind durchgefallen Stiftung Wartentest